Jonas Ostermeier gewinnt die deutsche Meisterschaft im Kartslalom Auch Jakob Ostermeier als zehnter weit vorne

Eigentlich war die Trainings- und Rennsaison für die Kartfahrer des MSC Plattling schon beendet. Doch Anfang Oktober erhielt Familie Ostermeier die überraschende Nachricht, dass sich sowohl Jonas in Klasse 3 als auch Jakob in Klasse 2 – als jeweils Sechstplatzierte ihrer Altersgruppen bei der Bayerischen Meisterschaft – für die deutsche Meisterschaft am Nürburgring qualifiziert haben, um sich mit den besten Fahrern aus allen Bundesländern zu messen. Trainer Josef Reißmeier konnte mit seinen beiden Schützlingen noch dreimal trainieren, und dann gut vorbereitet mit in die Eifel reisen.

Nürburgring – dieser Begriff ist von einem Rennsportmythos umgeben und dort fanden genau zu dieser Meisterschaft auch ein GT-Masters-Rennen auf der Nordschleife statt. Das war natürlich das Sahnehäubchen für die Brüder! Einmal echte Rennfahrer zu erleben, das Rennflair zu genießen, die Porsches, Mercedes, BMWs oder Lamborginis zu begutachten! Die Vorfreude stieg.

Am Donnerstag machten sich die Jungs mit Eltern und Trainer Sepp Reißmeier auf den fast 600 km langen Weg, um am Freitag Zeit für die Orientierung am Nürburgring, die Anmeldung und Abgabe der Formulare, die Anprobe der Sitzposition in den Karts, die erste Streckenbesichtigung zu haben. Der krönende Abschluss dieses Tages bildete der Besuch des Fahrerlagers der GT-Masters, der alle Vorstellungen übertraf. Sogar eine Sitzprobe in einem Porsche GT 3-RS Cup-Version vom Rennstall Black Falcon wurde möglich. Ein Traum für zwei junge Motorsportliebhaber.

Am Samstag wurde es ernst. Die ersten beiden von 4 Wertungsläufen waren angesetzt. Die Strecke schien insgesamt nicht allzu schwierig, war aber sehr kurz und tückisch. Altersklasse 2 startete um 10 Uhr, Jakob hatte die Startnummer 25 von insgesamt 31 Aktiven. Während es im Probelauf noch nicht rund läuft, fährt er im 1. Lauf vorsichtig aber sehr flüssig und belegt mit 34,52 Sekunden ohne Fehler einen guten Platz in der vorderen Hälfte. Den 2. Lauf geht er mutiger an, zeigt wieder sehr gutes Gefühl für das Kart und erzielt 34,30 Sekunden. Damit schiebt er sich auf einen guten elften Platz nach dem ersten Tag.

Jonas hatte die Durchgänge seines Bruders aufmerksam verfolgt, wirkt nach der Streckenbesichtigung mit Trainer Reißmeier in sich gekehrt und konzentriert und startet mit Nummer 18 von 34 qualifizierten Fahrern.

Die Strecke ist etwas trockener und Jonas zeigt schon im Probedurchgang, was in ihm steckt: 32,79 Sekunden, zweitbeste Zeit. Erster Durchgang fehlerfrei 33,01 Sekunden, das heißt auf jeden Fall unter den ersten fünf. Zweiter Lauf: wieder eine hervorragende Zeit, 32,96 Sekunden. Jetzt das lange Warten bis zur schriftlichen Bestätigung. Jonas liegt zwischenzeitlich auf Rang 4 und der Blick geht nach vorne. 16 Hundertstel hinter Rang 3, 17 Hundertstel hinter Rang 2 und 4 Zehntel, schon ein beträchtlicher Abstand, auf Rang eins. Kein Pylon geworfen, was ja 2 Strafsekunden und damit das Ausscheiden aus dem Kampf um gute Plätze bedeutet hätte. Große Zufriedenheit beim Begleittross.

Jetzt konnte beruhigt die Nordschleife besichtigt werden, wo man schon das Dröhnen und Krachen der Motoren vom GT Masters vernehmen konnte. Ein toller Platz direkt neben Start und Ziel sowie der Boxengasse und neben den Vip-Lounges garantierte einen wunderbaren Blick auf die spannenden Kämpfe der Rennwagen.

Die letzten beiden und entscheidenden Läufe auf einem neuen Parcours standen am Sonntag, den 7.11. an. Das Brüderpaar hatte mit ihrem Trainer ganz konkrete Ziele ins Auge gefasst. Jakob wollte in die Top 10, Jonas wollte aufs Stockerl unter die Erstplatzierten. Hehre Ziele, in denen kein Patzer inkludiert war.

Das Wetter meinte es gar nicht gut: windig, neblig, zuweilen leichter Regen und kalt. Der Parcours war noch kürzer als am Vortag, minimaler Abstand zwischen den Hindernissen, kaum eine Chance für alle, Boden gut zu machen.

Jakob startete mit Nummer 21 und testet im Probelauf die Strecke. Er schlittert und rutscht auf nassem Boden in einer indiskutablen Zeit von 27,08 durch den Parcours. Den 1. Wertungslauf fährt er aber wie auf Schienen. 25,25 Sekunden, eine gute Zeit. Damit hat er sich mit Sicherheit nicht verschlechtert. Zweiter Lauf, es gilt die Konzentration aufrecht zu erhalten und die Nerven nicht zu verlieren, Jakob zeigt sich wieder als Muster an Konstanz. 25,16 Sekunden – Klasse, zum vierten Mal fehlerlos. Nicht viele Fahrer schaffen vier fehlerfreie Läufe. Nach einiger Zeit die Bestätigung: Jakob hat sein Ziel erreicht, er ist Zehnter auf die Hundertstel Sekunde genau zeitgleich mit Rang neun. Während er jetzt schon relaxen kann, geht’s für seinen Bruder Jonas ums Ganze.

Er wirkt total verinnerlicht, ist bei sich und hat ein Ziel: es soll noch nach vorne gehen. Schon der Trainingslauf zeigt, er fährt im kontrollierten Kampfmodus, 24,23 Sekunden, der erste Wertungslauf toppt dies noch, 24,10 Sekunden. Nummer 3 und 2 des Vortages bleiben dran, Nummer 1 versagen die Nerven, er verliert auf Jonas fast 7 Zehntel. Dieser liegt vor dem letzten entscheidenden Lauf auf Rang 3, wobei die ersten 3 innerhalb von 11 Hundertstelsekunden liegen. Ein Krimi bahnt sich an!

Die Daumen werden weiß vom langen Drücken. Jonas fährt fast ohne Nerven hervorragende 24,03, die anderen können nicht ganz mithalten und so ist Jonas Ostermeier mit 2 Hundertstel Vorsprung DEUTSCHER MEISTER 2021. Was für ein sensationeller Erfolg. Kurz sind Trainer und Familie fassungslos, bevor die Begeisterung alle entspannt.

Bei der anschließenden Siegerehrung der ersten 10 von Klasse 2 gibt es die ersehnte Medaille für Jakob  Ostermeier und dann in Klasse 3 den überdimensionalen Siegerkranz und den üblichen Sieger-Kartreifen-Satz für Jonas Ostermeier, verbunden mit der Nationalhymne und dem Siegerinterview. Als sich der neue Deutsche Meister bei seinem Trainer Josef Reißmeier von Herzen für seine Unterstützung bedankt – ihm ist durchaus bewusst, dass man nicht im Alleingang deutscher Meister wird – wird es nochmal emotional. Auch dem MSC Plattling und allen helfenden Händen im Training sei von beiden Fahrern herzlich gedankt, z.B. dem zweiten Trainer Jürgen Heitzmann und Stephan Stoffel, der die Karts des MSC Plattling immer auf Touren bringt.

Ein tolles, erfolgsgekröntes Rennwochenende für die jungen Kartpiloten des MSC Plattling.